Dies ist die Geschichte einer Gruppe unterschiedlichster Menschen im Jahre des Herren 1191.

Sie alle fanden auf verschiedenen Wegen zueinander und befinden sich nun auf einer gemeinsamen Wallfahrt. Gründe hierfür gab es im Mittealter viele: Trauer, der Wunsch nach Kindern, Vergebung, …

Findet selbst heraus, warum wir sind, wer wir sind.

 

Unsere Geschichte beginnt an einem heißen Sommertag im Jahre des Herrn anno 1191 in der Nähe der Burg Burcheldon (die heutige Starkenburg).

Unweit davon im Kloster Lorsch, damals unter Abt Sigehard, wartete der Schreiber Emry in Begleitung seiner Schwester Helwen und ihrem Mündel Maeve darauf, zum Abt vorgelassen zu werden. Sisgard, damals angestellt im Kloster, brachte den dreien gerade verdünnten Wein, bevor sie nach draußen ging um nach ihrem Sohn zu sehen, der gemeinsam mit Runkel im Gemüsegarten spielte.

Dieser war jedoch gerade im Gespräch mit Rambert und Bohemund. Auf den ersten Blick zwei unscheinbare Handelspartner aus der Normandie, welche die Gegend um Worms für sich entdeckt hatten.

In der Stadt Worms hatte sich vor kurzem eine Gruppe, bestehend aus Sir Heinrich von Wickstadt, dem Sohn eines alten Kampfgefährtens Sir Wolf - Enno von Clemenz zu Mistelbach nebst seiner Geliebten Stephanie zu Eschweihe und kleinem Tross, auf den Weg zu eben jenem Kloster auf gemacht. Von den kräuterkundigen Brüdern erhoffte man sich Heilung für alte Verletzungen.

 

Kurz bevor ein mehrtätiges Sommergewitter, wie man es seit Langem nicht mehr gesehen hatte, losbrach, wurden wir alle in den Besucherraum des Klosters geführt, wo Sisgard gerade dabei war verdünnten Wein für die Gäste bereitszustellen, und dort wurden Freundschaften geschlossen, die uns nun aneinander binden.

 

Von hier aus führte uns später die gemeinsame Pilgereise zu den Stätten der Heiligen im deutschen Lande gen Worms, welches erst vor einigen Jahren (1184) von Kaiser Friedrich Barbarossa umfangreiche Freiheitsrechte eingeräumt bekam.

Außerdem beherbergte die Stadt allerlei Heilige oder das, was von ihnen übrig war.

 

Ich wurde als 2. Tochter einer lang ansässigen Tuchmacherfamilie in Eschweih geboren. Mit 10 Jahren bin ich in das Kanonisenstift auf dem Cyriakusberg eingetreten, das dem heiligen Cyriakus geweiht war, dort wurde mir Lesen, Schreiben sowie die Kräuterheilkunde gelehrt, bevor ich mit 15 des streng geplanten Alltags überdrüssig wurde und mich einer Gruppe Pilger anschloss. Wir reisten über Italien ins Heilige Land.

Mein Vater lehrte mir schon in jungen Jahren das Bogenschießen.

Nach unserer Landung in Akkon schockierte mich der Zustand, in dem viele Pilger und Kreuzritter im Heiligen Land ankamen.

Daraufhin schloss ich mich einem Konvent Frauen an, welche sich um die Versorgung der Pilger kümmerte.

Kurz vor der Schlacht von Hattin machte ich mich auf den Weg in die Festung Tyros, um dort bei der Versorgung von eintreffenden Verletzten zu helfen.

Die Nachricht über die vernichtende Niederlage in der Schlacht traf uns alle sehr unvorbereitet.

Aufgrund der hohen Verluste war der Strom der Verletzten nur kurz.

Ich bemerkte einen kleinen Tross Ritter um einen bei der Schlacht verletzten Ritter mit Namen Wolf - Enno von Clemenz zu Mistelbach.

Über die Zeit seiner Genesung entwickelten wir eine sehr innige Beziehung zu einander und ich entschloss mich seinem Tross anzuschließen und mit ihm zurück in die heimatlichen Lande zu ziehen.

Da seine Wunden nur langsam heilten, schickte uns sein Vater aus Sorge um seinen Spross zu vielen Gelehrten und heilkundigen Mönchen.

Zu Letzt bat er einen Freund aus alten Tagen uns auf einer Reise zum Kloster Lorsch zu begleiten.

 

Ich bin der einzige Sohn des Grafen zu Mistelbach. Nachdem ich 1180 in den Ritterstand erhoben wurde, schloss ich mich gegen den Willen seines Vaters einem Tross Ritter bestehend aus Rittern aus dem Bistum Mainz so wie aus den Skandinavischen Landen  an und zog über Italienin das heilige Land.

Wir verblieben auf dem Gut eines befreundeten Kaufmanns in Akkon, um uns um die ankommenden Kreuzritter und Pilger zu kümmern.

Anfang  Juni 1187 schlossen wir uns dem christlichen Hehr an und zogen in Richtung des Sees Genezareth.

Leider war es mir aufgrund der vielen Unruhen nicht möglich die Heilige Stadt Jerusalem mit eigenen Augen zu erblicken.

Nachdem ich in der Schlacht bei Hattin schwer verwundet wurde, zogen wir nach meiner teilweisen Genesung  in Richtung Beirut. Der Fall Jerusalems zwang uns jedoch in der Festung Tyros Schutz vor den Muslimen zu suchen.

Dort schloss sich Stephanie zu Eschweih unserem nach der Schlacht sehr geschrumpften Tross an.  Sie befand sich in der Festung Tyros, um sich um die Versorgung der Verletzten zu kümmern und versorgte auch mich.

Nachdem es uns gelungen war, die Festung Tyros gegen die Muslime zu verteidigen, beschlossen wir das nun fast komplett in muslimischer Hand befindliche Heilige Land zu verlassen.

Da Tyros direkt am Mittelmeer liegt, beschlossen wir über Zypern und Kreta zurück in Richtung Heimat zu reisen.

Aufgrund des Rates meines Vaters beschloss ich mit dem Tross weiter bis in das Bistum Mainz und weiter rheinabwärts in Richtung Worms zu reisen.

Ein alter Freund sollte uns begleiten. Mein Vater hatte von einem Kloster gehört, in dessen Mauer wahrhaft heilkundige Mönche leben sollten.

Da ich immer noch unter der Verletzung litt, kam ich seinem Wunsch nach.

 

Das Erbe meines Vaters war nicht immer einfach, doch wie er blieb ich in den Diensten des Hauses Hagen-Arnsberg, deren Namen wir sogar angenommen hatten. Wir waren immer schon freie Herren, mangels Lehen und eigener Einkünfte war unser Leben jedoch eher ein dienendes denn ein herrschendes.
Mein Vater, Gott hab ihn selig, erlebte nicht mehr die Wendung, die mit dem Tod des alten Grafen einherging. Da ich nun nicht mehr in seinen Diensten stand, ging ich als Wanderritter auf Reisen und kam bis ins Heilige Land.

Viele Schlachten habe ich geschlagen, manche gerecht, andere aus nichtigen Gründen. Für Ruhm und Geld kämpfte ich an der Seite vieler nobler Ritter, aber auch an der Seite von Halsabschneidern.

Nach all den Jahren des Umherziehens sehne ich mich nach einem ruhigen Leben, doch hat mein Herz so viel Schuld auf sich geladen, dass ich keine Ruhe find. Fast all meinen weltlichen Besitz habe ich der Kirche vermacht, auf dass diese mein Seelenheil errette. Zur Vergebung meiner Sünden trug man mir auf, mich der Armen, Schwachen und Wehrlosen anzunehmen.

So begleite ich heute fromme Menschen auf ihrem Wege durch das Land. Auf diesen Pilgerreisen habe ich manches über mich selbst, Gott und den Rest der Welt erfahren.

Auch meinen Erfahrungen aus meinen Jahren der Kriege kommen mir heute zu Gute. Wobei ich eher zum Kochlöffel denn zum Schwert greife.

Ein alter Freund bat mich darum, seinen Sohn zu einem Kloster nahe der Stadt Worms zu begleiten, und so kam ich hierher.

 

 

Mein Vater war ein irischer Gelehrter aus dem Fürstentum Desmond.

Er verließ seine Heimat und zog, um an den großen Schulen seiner Zeit zu studieren,  durch die Lande.

So kam es, dass er im Hafen von Gerunesheim meine Mutter traf und seine Reise ein jähes, aber glückliches Ende fand. Durch sein Wissen und seine Moral geprägt, fand er Anstellung als Schreiber der Stadt, welche damals unter der Herrschaft der Erzbischofs von Mainz stand.

Meine Eltern liebten sich, und so kamen erst meine Schwester Helwen und dann ich auf die Welt. Weitere Kinder blieben ihnen verwehrt.

Mein Vater kümmerte sich selbst um meine Bildung und nahm mich auch oft mit zu seinen Reisen, welche ihn zwischen Worms, dem Kloster Lorsch und Mainz hin und her führten.

Mit dem Abt des Klosters sprach er oft darüber, ob ich dem Orden beitreten solle oder nicht. Zu meinem Glück sprach sich aber meine Mutter dagegen aus, den sie wollte nicht, dass ich das ewige Gelübde ablege, wenn ich mich nicht selbst dafür entschied. Der Eintritt in ein Kloster, so aufregend das auch für manch einen sein mag, lag mir jedoch fern. So wurde ich der Lehrling meines Vaters und mit Verlaub, nicht sein Schlechtester.

Als mein Vater älter wurde und sich neuen Dingen widmen wollte, übernahm ich eigenständig immer mehr Arbeit und trat in seine Fußstapfen. Seine Auftraggeber, egal wie gering oder hoch angesehen ihre eigene Stellung, kannten und respektierten mich.

Doch anders als mein Vater arbeitete ich nebenher für jeden, der mich bezahlen konnte. Nicht immer waren dies heimliche Briefe an eine Geliebte. Ich achtete jedoch immer darauf den Bogen nicht zu weit zu überspannen und bewahrte die Geheimnisse meiner Auftraggeber. Oft zahlten die Menschen hierfür sogar evtra.

Später nahm ich meine Schwester in meinen Haushalt auf, welchen sie heute gar trefflich führt, auch wenn wir uns gelegentlich in die Haare kriegen, wer von uns beiden das Sagen hat. Auch ihr und dadurch auch mein Mündel Maeve ist Teil meines Haushaltes.

 

Schon bevor mein Bruder die Welt erblickte, war ich der Sonnenschein meiner Eltern. Deshalb gab mir mein Vater auch diesen Namen.

Ich wuchs wohlbehütet und unter den wachsamen Augen meiner Mutter auf. Sie war eine liebevolle Frau und lehrte mich, was es heißt einen anständigen Haushalt zu führen. Später nahm ich für einige Zeit am Unterricht meines Bruders teil und kann auch die Bücher führen.

Von beiden Elternteilen das Beste mitbekommen machte ich mich in Gernsheim auf die Suche nach einem geeigneten Mann, denn ich wollte nun meine eigene Familie gründen.

Ich verliebte mich in einen jungen Bäcker und kurz darauf heirateten wir.

Da mein Mann mir keinen Wunsch abschlagen konnte, brachte er mir sein Handwerk bei und ich erwies mich als nicht gerade ungeschickt. Wir verlebten ein paar glückliche Jahre, wobei uns leider keine Kinder vergönnt waren. Aber durch mein Mündel Maeve habe ich dies nie bereut und so Gott nie gehadert.

Eines Morgens begleitete ich meinen Mann an den Rhein, wo er übersetzen wollte, um am Markttag in Echina unsere Backwaren zu verkaufen. Ich weiß bis heute noch nicht, wie es geschehen konnte, aber mitten auf dem Fluss verlor er den Halt und stürzte in die Fluten. Wie viele Menschen aus unserer Gemeinde konnte er nicht schwimmen. Man konnte ihm nicht mehr helfen, und so war es das letzte Mal, dass ich ihn sah.

Ich verkaufte unser Haus und die Backstube, da mich zu vieles dort an meinen Mann erinnerte. Anfangs gedachte ich mit Maeve ins Kloster zu gehen, nahm dann aber das Angebot meines Bruders an, ihm den Haushalt zu führen.

Und dies ist weiß Gott keine leichte Aufgabe.

 

Geboren wurde ich auf dem Weingut meiner Familie in der Normandie.

Schon seit vielen Generationen baut meine Familie auf den Hügeln im Umland Wein an.

Durch seine deutsche Abstammung vertrieb mein Vater seinen Wein vor allem an die Klöster im Bistum Mainz.

Meine Kindheit verbachte ich stets in der Nähe meines Vaters, da meine Mutter bei meiner Geburt gestorben war.

Die einzigen weiteren Kinder auf unserem Hof waren die Kinder von Vaters Handelspartner.

Unter ihnen war auch der Sohn eines Fuhrmanns. Unsere Väter kannten sich schon ihr halbes Leben und arbeiteten zusammen.

So wuchsen wir beide gemeinsam auf. Ich erinnere mich an viele Streiche, die wir den Arbeitern unserer Väter spielten. Aber auch an die Schelte, wenn man uns erwischte.

Später begleitete ich meinen Vater auf seinen Handelszügen und beobachtete ihn bei den Verkaufsgesprächen mit Klosterherren und Schänkenbesitzern.

Im Laufe der Zeit nahm ich ihm mehr und mehr Arbeit ab, bis er das Weingut nicht mehr verließ.

In meinem Kindheitsfreund fand ich einen würdigen Partner.

Heute handeln wir mit allem, wonach eine rege Nachfrage besteht, wobei mein Hauptaugenmerk immer noch auf dem Weinhandel liegt.

 

Wo ich geboren wurde, ist unklar, da mein Vater ein Fuhrmann war, der mit seinem eigenen Zug die Waren anderer für gutes Geld durch aller Herren Länder transportierte.

Meine Mutter erzählte mir immer, dass ich in der Normandie geboren wurde, daher auch mein Name. Sicher war sie sich jedoch nicht.

Von Kindesbeinen an war ich auf den Zügen meines Vaters dabei.

Ich sah von den großen Städten meiner Zeit bis hin zum unbedeutenden Weiler alles.

Vom Verladen der Waren, deren Prüfung und dem sicheren Verzurren, bis zum Abladen und dem Einfordern der Zahlung, all dies lernte im Laufe der Zeit.

Oft fuhren wir Wein von einem von Vaters ältestem Geschäftspartnern und Freund in die deutschen Lande. Mit dem Sohn des Weinhändlers verband mich seit Kindertagen eine Freundschaft.

Wir ärgerten die Fuhrknechte, naschten an den Köstlichkeiten, die mein Vater nebenbei lud, und berauschten uns am Wein seines Vaters.

Meine Eltern setzten sich irgendwann zur Ruhe und mein Vater vermachte mir seine Gespanne.

Ich besann mich meines Kindheitsfreundes und fand es lukrativer nur einen Partner zu haben. Doch einigten wir uns darauf je nach Möglichkeit auch andere, exklusive Waren mit zu nehmen.

Woher ich komme oder wo ich geboren wurde ? Das weiß keiner. Im Jahre des Herrn 1185 wurde mein Heimatdorf überfallen. Während mein Vater bei der Verteidigung des Ortes starb, war ich mit meiner Mutter auf dem Feld. Da ich ihr Augenstern war nahm sie mich kleines Bündel überall mit hin.

Als sie sich mit den anderen Frauen nach getaner Arbeit dem Dorf näherte, wurde sie von den Räubern, die das Dorf überfallen hatten, gefangen genommen und erschlagen. Mich beachteten sie nicht und so blieb ich einsam am Straßenrand zurück. Zu meinem Glück kam kurze Zeit später fahrendes Volk vorbei. Eine der Frauen hatte selbst erst entbunden, ihr Kind jedoch verloren. Daher nahm sie mich an kindesstatt auf und zogen mich wie ihr eigenes Fleisch und Blut groß. Sie und ihr Mann waren Musikanten und hatten bereits viel von der Welt gesehen. Auch wenn sie nicht in jede Gesellschaft passten, so waren sie die beste Familie die ich mir wünschen konnte. Sie lehrten mich lesen und schreiben und weckten meine Liebe zur Musik. Die Musik wurde zu meinem Leben. An der Seite meiner Zieheltern reiste ich von Dorf zu Dorf, von Weiler zu Weiler und von Stadt zu Stadt. Wir spielten vor Bauern, Tagelöhnern, aber auch vor Menschen von Rang.

Im Laufe der Zeit verliebte ich mich in einen jungen Mann aus unseren Reihen und wir heirateten. Er ist der Vater meines Sohnes Ian. Nach dem Tod meiner Zieheltern, zog ich mit Mann und Kind umher, auf der Suche nach einer neuen Heimat. Einfach war es zu dieser Zeit nicht, da wir nur wenig Geld hatten. In Worms dachte ich endlich am Ziel zu sein. Mein Mann fand Arbeit und auch ich half uns ein Leben aufzubauen. Wir lebten unter dem Dach einer alten Witwe, die sich tagsüber um unseren Sohn kümmerte. Dafür half ich ihr im Haushalt. Doch mit der Zeit veränderte sich mein Mann. Er kehrte immer später nach Hause zurück, brachte kein Geld mit und roch nach saurem Wein. Die Hand hat er mir gegenüber nie erhoben, aber ich sah keine Zukunft mehr für mich und meinen Sohn in Worms. Die Witwe sah meine Not und erzählte mir, dass ihr Sohn Mönch im Kloster zu Lorsch sei. Ich solle nicht sagen dass ich verheiratet bin, noch dass der Vater meines Sohnes noch lebt und dort um Anstellung bieten. Die Mönche suchen immer nach Knechten und Mägden, die außerhalb des Klosters für sie arbeiteten.

Als mein Mann eines Nachts nicht zurück kam, weckte die Witwe mich. Sie gab mir Proviant und ein wenig ihres Ersparten. Mit ihrem Segen und den besten Wünschen für unsere Zukunft kehrte ich der Stadt die mir kein Glück gebracht hatte den Rücken.

So kam ich nach Lorsch, wo ich eine Anstellung fand, aber kein wirkliches Zuhause.

Geboren wurde ich als Tochter einfacher Bauersleute im Weiler Gimascheim. Die Hebamme die meiner Mutter bei der Geburt zur Seite stand, ließ direkt nach der Niederkunft den Pfarrer rufen, da sie dachte ich würde die Nacht nicht überleben. Ich war zur früh zur Welt gekommen und daher zu schmächtig, meinte sie. Man taufte mich auf den Namen Maeve, da meine Mutter die Hebamme anlächelte und ihr sagt, dass Gott mich ihr geschenkt habe und nicht wieder nehmen wird.

So geschah es auch und ich wuchs behütet auf. Als ich alt genug  war, um mir eine Arbeit zu suchen und meinen Eltern nicht weiter zur Last fallen wollte, zog es mich nach Echina. Dort fand ich Arbeit auf dem Hof eines Müllers, der meinen Eltern in Freundschaft verbunden war. Hier begegnete ich zum ersten Mal Helwen. Gemeinsam mit ihrem Mann, Gott sei seiner Seele gnädig, kam sie um Mehl für Backwaren zu erwerben. Während die Männer das Geschäft auf ihre Weise mit Bier besiegelten, erzählte sie mir von ihrem Leben in der Bäckerei. Meiner Arbeit überdrüssig reifte in mir ein Gedanke und so sprach ich sie beim nächsten Besuch darauf an, ob ich mit ihr kommen könnte. Da ihre Ehe bis dahin kinderlos geblieben und der Gatte gerade betrunken war, entschied sie mich als Mündel in ihren Haushalt aufzunehmen. Ihr Mann schien nichts gegen ihre Entscheidung zu haben und so wurde ich offiziell das Mündel des Bäckers und seiner Frau.

So fand ich in Gerunesheim eine Heimat. Dort lernte ich auch Helwens Bruder Emry kennen, der die Bücher der Bäckerei führte. Dieser lehrte mich das Geheimnis des geschriebenen Wortes. Auch Helwen nahm an diesem Unterricht teil. Als ihr Mann starb machten wir 3 weiter wie bisher. Helwen und ich zogen in Emrys Haushalt und dieser übernahm die Vormundschaft über mich. Die beiden behandeln mich wie ihr eigen Fleisch und Blut. Obwohl ich schon lange im heiratsfähigen Alter bin, drängen sie mich nicht mir einen Mann zu suchen. Meine Eltern sah ich noch einmal wieder und erfuhr, dass ich in der Zwischenzeit einen Bruder bekommen hatte.

 

Über meine Vergangenheit kann ich nichts sagen. Weder woher ich stamme, noch ob ich eine Familie hatte. Nicht einmal an meinen eigenen Namen konnte ich mich erinnern.

Das einzige, dass ich weiß ist, dass ich im Jahre des Herren Anno 1153 auf der Krankenstation des Klosters zu Lorsch erwachte. Abt Heinrich berichtete mir, dass ich mehrere Tage darniederlag und der Bruder dem die Krankenstation unterstand bereits die Hoffnung aufgegeben hatte.

Auf meine Fragen kannte keiner der Brüder eine Antwort. Der Pförtner hatte mich eines Morgens vor dem Tor des Klosters gefunden. Mein Körper war geschunden und ich bewusstlos. Die Brüder pflegten mich, aber mein Gedächtnis kehrte nie wieder.

Ich nannte mich selbst Runkel, da sich dies richtig anfühlte. Abt Heinrich bot mir an Teil der Klostergemeinschaft zu werden und musste lächeln, als er meinen skeptischen Blick sah. Er erklärte mir, dass im Kloster jede helfende Hand gebraucht würde und man deshalb nicht gleich Mönch werden muss. Also nahm ich sein Angebot an. Ich arbeitete in allen möglichen Bereichen, bis ich feststellte dass ich ein Händchen für Ackerbau besitze.

Gemeinsam mit einem der gelehrten Brüder versuche ich den Anbau verschiedene Gemüse- und Getreidesorten zu kultivieren. Momentan versuchen wir eine besondere Rübenart zu züchten, der ich meinen Namen geben werde.

                   

 
 

            


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